Ewald Arenz wurde 1965 in Nürnberg als Sohn einer Künstlerfamilie geboren. Er studierte Anglistik und Geschichte und arbeitet als Lehrer. „Die Liebe an miesen Tagen“ erreichte Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste. Es ist ein tiefgreifendes Buch der gehobenen Unterhaltungsliteratur, das versucht, die Tiefe der Liebe und ihre Belastbarkeit auszuloten.
Vera und Elias besichtigen Claras zum Verkauf stehendes Haus. Bei der Besichtigung entsteht eine Sympathie zwischen Clara und Elias. Als Clara von Richard, einem Kollegen, zu einem Premierenabend eingeladen wird, erkennt sie in dem Schauspieler den Mann, der ihr seit der Hausbesichtigung nicht aus dem Sinn geht. Bei der anschließenden Premierenfeier gelingt es ihr, mit ihm in Kontakt zu kommen. Sie kommen sich näher und bemerken, dass sie sich verliebt haben. Clara hat ihren Mann, der an Krebs erkrankt war, aus Mitleid geheiratet und Elias hat früh seine Studienkollegin Mona geheiratet, mit der er eine Tochter (Jule) hat. Sie wurden geschieden und nun ist er mit Vera in einer einseitigen Beziehung zusammen, denn er liebt sie nicht, hat aber nicht den Mut, es ihr zu sagen. Liebe hat in Beider Beziehung keine große Rolle gespielt. Doch nun spüren sie die Macht der Liebe. Clara, die als Fotografin von der Zeitung gekündigt worden ist, bekommt vom Arbeitsamt eine neue Stelle in Hamburg zugewiesen, eine Traumstelle, die man nur einmal angeboten bekommt. Elias würde ihr nach Hamburg folgen, ist aber noch fast zwei Jahre vertraglich gebunden. Doch Clara will keine Fernbeziehung über 600 Kilometer. Sie will alles oder nichts und trennt sich von ihm. Als Elias‘ Exfreundin Vera sie informiert, dass Elias lebensgefährlich erkrankt ist, reist sie unmittelbar zu ihm und besucht ihn auf der Intensivstation. Er muss sofort eine neue Herzklappe bekommen, da sich Staphylokokken im Rahmen einer Sepsis auf ihr angesiedelt haben. Er übersteht die OP, ist körperlich schlapp und schwach. Mit den Worten „Was willst du denn noch mit mir?“ beendet er die soeben wieder angefangene Beziehung. Zunächst bessert sich sein Zustand langsam. Als dann die Antibiose nicht mehr hilft und seine Blutwerte wieder schlechter werden, verlässt er heimlich das Krankenhaus, um sich von Jule nach Hamburg zu Clara fahren zu lassen. Im Glauben, dass er sterben müsse, will er als letztes Vermächtnis Clara seine Liebe gestehen. Sie erkennen ihre falschen Entscheidungen und Clara will, dass alles getan wird, um Elias zu retten, sie will um ihn kämpfen. Doch es erscheint aussichtslos. Clara fragt ihren Bruder Jan, der als Orthopäde in dem Krankenhaus arbeitet und sich rührend um Elias gekümmert hat, nach einer Stammzellentherapie. Er informiert sich, spricht mit den behandelnden Kollegen, doch die Therapie ist nicht gesichert und wird wegen der hohen Kosten nicht übernommen. Clara findet mit Jan einen Weg, das Geld zu beschaffen. Die Therapie ist erfolgreich und Elias kann das Krankenhaus verlassen.
Der verletzte Finger zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman. Bei der Hausbesichtigung ist Elias über einen Zaun gestiegen und hat sich an einer Heckenrose gestochen. Mit diesem Stich in den Finger begann ihre Liebe. Wie der Stich sich entzündet hat, so „hat auch er sich entzünden lassen“ und es endete „als ob mit der Trennung das Fieber den Anfang genommen hätte“. „Er hatte den kleinen Schmerz lange mit sich herumgetragen und hatte es trotzdem nicht zu ihr hineingeschafft“.
Jule lebt in Bayreuth in der Nähe ihrer Mutter. Sie geht noch zur Schule. Elias liebt ihre lockere freundliche Art, wenn sie ihn „alter Mann“ nennt. Er bedauert, früher nicht so viel Zeit mit „der besten Tochter der Welt“ verbracht zu haben. Als er Jule Clara als seine neue Partnerin vorstellt, ist er erleichtert, dass beide sich auf Anhieb mögen, denn es ist ihm sehr wichtig, dass Clara Jule gefällt.
Arenz beschreibt anschaulich und mit feinem Humor die tiefe Liebe zweier Erwachsener, die eine Beziehung ohne Liebe hinter sich haben und nun erkennen, dass es sie gibt, die große Liebe, bei der „Worte nicht ausreichen, um die Gefühle zu tragen“. Sie hätten „nicht geglaubt, dass so etwas geschehen kann, dass es sich so echt anfühlen kann“. „Die Liebe gehört nicht nur den Jungen“. Ihre nebeneinander liegenden Hände und seine Umarmung von hinten, bei der er die Arme über ihrem Bauch kreuzt, gehören ihnen, sind ihre „Markenzeichen“. Sie gehören zusammen wie „verschränkte Photonen“, ein Vergleich aus der Quantenphysik. Sie lassen sich hineinfallen in die Liebe. Sie finden das englische „fall in love“ passender als das deutsche Wort „verlieben“. Die Vorsilbe „ver“ wie bei verloren, verletzt usw. klinge so bedrohlich.
Aber: Clara ist 40, eine elegante, gestandene Frau mit Prinzipien, die ihre demente Mutter betreut. Elias ist 30, ein charmanter Schauspieler, der gerne flirtet und eine Tochter hat. Da stellt sich die Frage, was man einer Liebe zumuten kann, „vielleicht hält sie zu viele miese Tage nicht aus“. Clara will alles oder nichts, auf keinen Fall eine Fernbeziehung. Sie beendet die Beziehung. Sie hat beruflich alles erreicht, aber Elias ist nicht da. Sie möchte ihr Glück mit ihm teilen. Als sie von seiner Erkrankung erfährt, will sie die Trennung rückgängig machen. Doch nun schlägt Elias sie mit ihren eigenen Worten, sie solle nicht wieder aus Mitleid heiraten, sie solle nicht seine Krankenschwester sein. Doch im Angesicht des Todes will er seine Entscheidung zurücknehmen und will Clara "als letztes Vermächtnis" seine Liebe gestehen.
Der Roman ist in einer bildreichen Sprache mit wohlformulierten Sätzen geschrieben, die Ängste und Freuden mitfühlen lässt. Man kann als Leser nicht aus der Ferne zusehen, man ist mitten dazwischen. Jules jugendlich lockere Art und humorvolle Dialoge mit Witz lockern die Stimmung auf. Daneben gibt es ernste, philosophische Betrachtungen der Liebe. Einmal romantisch lieblich, dann wieder gnadenlos direkt. „Die Liebe an miesen Tagen“ ist ein lesenswerter Liebesroman voll Lebensweisheit: