Interessant kann es sein, durch das Jahr einmal mit Wetterregeln zu gehen.
Literatisch verarbeitet hat der östereichische Dichter Josef Weinheber (1892-1945) solche in seinem Jahreszyklus mit einem Gedicht für jeden Monat.Er nennt ihn "Kalendarium für Landleute. Außer im Dezember-Gedicht bezieht er sich jeweils auf Namensfeste der Heiligen oder kirchliche Gedenktage im Kalender.
Um Fabian, Sebastian
fängt neu der Baum zu saften an,
und an dem Tag von Pauls Bekehr,
ist halb der Winter hin und her.
20. 1. Namenstag Fabian und Sebastian
25. 1. Bekehrung von Saulus zu Paulus
Was Matheis und Sankt Peter macht,
das bleibt noch so durch vierzig Nacht.
21.2. Namensfest Petrus Damiani
24.2. Namensfest Mathias
Windröschen stehn im apern Grund.
An Kunigund wird´s warm von unt.
Die Kranich ziehn, bald blüht der Schleh:
Um Benedikt den Hafer säe!
Den Hering iß zu Okuli,
das Licht zur Gleiche löscht Marie,
sie kommt und richt' die Reben auf,
nimmt auch den leichten Frost in Kauf;
3.3. Namenstag Kunigunde
21.3. Namenstag Benedikt
30.3. Namenstag Maria
Okuli ist der 3. Fastensonntag
Noch drohn Sankt Georg und Sankt Marx,
die sind schon so, der Blüh viel Args.
Wenn aber nur die Frösch nicht schrein,
dann kanns um Peregrin auch schnein.
Was wär denn das für ein April,
der nicht tun dürfte, was er will
23.4. Namenstag Georg
25.4.Namenstag Markus, Evangelist (Wien: St. Marx)
31.5. Namenstag Peregrim
So wächst das Jahr mit Lust und Mühn:
Sankt Urban, laß die Reben blühn!
Schon rührt sich neu der Wein im Faß,
die Quetsche tönt zum Kirmesbaß.
Sind erst vorbei die strengen Herrn
Pankraz, Servaz, dann tanzt man gern,
wo auf dem Platz der Maibaum steht,
dem süßer Wind die Bänder dreht.
12.5. Namenstag Pankratius
13.5. Namenstag Servatius
25.5. Namenstag Urban
Mit seiner Sens' Sankt Barnabas
rückt an und schneidet ab das Gras
im Dengeltakt und Mäherschritt.
Und alls, was Hände hat, tut mit.
Jetzt regne nur nicht, heiliger Veit,
bis uns das Heu im Stadel leit
und Peter-Paul, gestellt ans End,
die Deichsel gegen Juli wendt.
11.6. Namenstag Barnabas
15.6. Namenstag Veit
29.6. Namenstag Peter und Paul
Die erste Birn bricht Margaret,
drauf überall die Ernt angeht.
Sankt Jakob, Dank! Das Korn fährt ein.
20.7. Namenstag Margarete
25.7. Namenstag Jakobus
Vincula Petri geht alsdann
den Weizen mit der Sense an.
Die Traube kocht, es gilbt der Mais,
die Störche sammeln sich zur Reis',
und bleibn sie noch nach Barthelmä,
ein Winter kommt, der tut nicht weh.
1.8. Gedenktag St. Peter in Ketten
24.8. Namenstag Bartholomäus
Agyd bläst in des Herbstes Horn.
Die Beere schwankt am Brombeerdorn
Gekühlte Tage, klar und schön,
mit braunem Laub und weißen Höhn:
Wie lange noch? Der Abend fällt,
Flurfeuer glimmt, Rauchnebel schwelt.
Nachhaus zu gehn, ist wohlgetan.
Sankt Michael, zünd die Lampe an!
1.9. Namenstag Ägidius
29.9. Namenstag Michael
Sankt Gall heimst, was er nicht gebaut,
Simon und Juda schneidt das Kraut.
16.10. Namenstag Gallus
28.10. Namenstag Simon und Judas Thadäus
Martini Reif, Andreä Schnee,
11.11. Namenstag Martin von Tour
30.11. Namenstag Andreas, Apostel
Im Stall bei Esel, Ochs und Rind
zur Nacht geboren ward das Kind.
Und wieder still wie ehedem
der Stern leucht' über Bethlehem.
Wir feierns mit bei Trunk und Schmaus:
Die Glock schlägt zwölf — Das Jahr ist aus.
24.12. Heiligabend
31.12. Sylvester
Links:
Das gesamte Gedicht
Lesung der Strophe "Juni"
Vertonung von Thomas Erler: Chorsatz