Den Süden und den Norden Europas hat der Winter fest im Griff. Unsere Region hat noch wenig vom Winter mitbekommen. Doch zum Wochenende soll sich das Wetter ändern. Es soll kälter werden. Vielleicht können wir dann etwas von dem nachempfinden, was M. Claudius in seinem Gedicht ausdrückt.
Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer,
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
und scheut nicht süß noch sauer.
War je ein Mann gesund, ist er´s.
Er krankt und kränkelt nimmer,
er trotzt der Kälte wie ein Bär
und schläft im kalten Zimmer.
Er zieht sein Hemd im Freien an
und lässt´s vorher nicht wärmen
und spottet über Fluss im Zahn
und Grimmen in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
hasst warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn´s Holz im Ofen knittert
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;
wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich´ und Seen krachen,
das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er tot sich lachen.
Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
Da ist er dann bald dort, bald hier,
gut Regiment zu führen.
und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren. Matthias Claudius