Anne Stern ist eine freiberufliche Schriftstellerin, die 1982 in Berlin geboren wurde. Die Reihe Fräulein Gold, eine Hebamme in Berlin, erreichte die Bestsellerlisten. Sie beschreibt das Leben im Berlin der Zwanziger Jahre.
Berlin, Winterfeldplatz 1922 – 1927, eine kleine Idylle: Der Zeitungskiosk mit Bert, das Café Winter, der Blumenladen von Frau Grünmeier und die Apotheke von Jette. Hier lebt und arbeitet Hulda als freie Hebamme. Jeder kennt und die meisten lieben sie. Die Hausgeburten gehen zugunsten der Entbindungskliniken zurück und die Doktoren suchen eifrig nach Fehlern der Hebammen, um ihnen die Zulassung entziehen zu können. Unter diesen Umständen bewirbt Hulda sich in der Frauenklinik Artilleriestraße, wo sie rasch zur leitenden Hebamme aufsteigt. Es gelingt ihr, das hierarchische System in ein kollegialeres umzuwandeln, bis ein neuer autoritärer Chef die Klinikleitung übernimmt.
Sie hat ein offenes Ohr für Frauen in Not, die Opfer von Gewalt wurden, die von Zuhältern oder aus Armut zur Prostitution gezwungen wurden, die in einer Abhängigkeit gegen ihren Willen geschwängert wurden und das Kind nicht haben wollen und Frauen, die schon mehrere Kinder haben und ein weiteres aus finanziellen Gründen nicht verkraften können. Immer versucht sie zu helfen, oft am Rande der Legalität.
Ihre persönlichen Beziehungen gestalten sich schwierig. Ihr Jugendfreund Felix Winter muss aus Geschäftsgründen eine andere heiraten. Die Gefühle zu Karl Nort, dem Polizisten, sind sehr wechselhaft. Ihr Verlobter Johann, ein Assistenzarzt, von dem sie ein Kind hat, verunglückt tödlich. Ist Max Dessauer schließlich der richtige?
Eine besondere Leidenschaft Huldas ist ihr Ermittlungsdrang. In jedem Band deckt sie mal mit Hilfe der Polizei, mal im Alleingang ein Verbrechen auf, wobei sie manchmal sogar selbst in Lebensgefahr kommt. Das lässt die vielen Bände nicht langweilig werden.
Am Rande spürt man den über die Jahre aufkeimenden Nationalsozialismus, die „Braunen“, die in Rotten durch die Straßen ziehen, randalieren und missliebige Bürger zusammenschlagen. Die Feindschaft zwischen Nazis und Kommunisten. Zunehmender Judenhass greift um sich. Auch die Frage wertes oder unwertes Leben taucht auf. Angesichts der Not durch die Inflation, der Arbeitslosigkeit und der Sorge um das tägliche Brot treten erste Streiks der Arbeiter auf. Beengte Wohnungen fördern Erkrankungen.
Anne Stern beschreibt die Zeit der zwanziger Jahre in Berlin mit den Problemen und Sorgen der Menschen, die sie dem Leser verständlich näherbringt. Die Bücher lesen sich leicht und mit einer „Prise Krimi“ wird Spannung erzeugt. Ob man alle sechs Bände lesen muss, ist fraglich. Das muss man nur, wenn man Huldas Liebesleben bis zum Schluss verfolgen will.
Die Reihenfolge der sechs Bände:
- Schatten und Licht
- Scheunenkinder
- Der Himmel über der Stadt
- Die Stunde der Frauen
- Die rote Insel
- Der Himmel über der Stadt