Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry geboren und lebt in Stolberg bei Aachen. Sie hat Sprachwissenschaften studiert und arbeitete zunächst als Lehrerin, später als selbständige Autorin. Mehrere Romane entstammen ihrer Feder. In dem Roman „Schnell, dein Leben“ beschreibt sie eine deutsch-französische Liebe in der Nachkriegszeit mit autobiografischen Zügen.
Louise stammt aus einer bürgerlichen katholischen Familie in einem französischen Alpendorf. Ihr Vater ist Zahnarzt, ihre Mutter ein Adoptivkind, was für deren Schwiegereltern ein Makel ist. Louise will als Frau nicht benachteiligt sein. Sie strebt nach Unabhängigkeit. Nach dem Abitur darf sie zum Sprachstudium nach Lyon gehen. Der Frauenheld Henry und der deutsche Austauschstudent Johann werben um sie.
Gegen den Willen ihrer Eltern heiratet sie ausgerechnet „den Deutschen“, von dessen Eltern sie bei einem Besuch herzlich aufgenommen wird. Nach der Hochzeit ziehen sie nach Deutschland, wo Louise als Hilfslehrerin arbeitet. Sie spürt, dass sie fremd ist und fühlt sich nicht dazugehörend. Johann ist ein anderer als der, den sie in Lyon kennengelernt hat. Er steht sehr unter dem Einfluss seines Vaters: Er arbeitet in der elterlichen Apotheke, möchte aber lieber in der Forschung arbeiten. Er muss seiner Schwester, die Frisöse werden will, Nachhilfe für das bevorstehende Abitur geben und kann deshalb Louise nicht nach Frankreich zu einem Besuch ihrer todkranken Mutter begleiten. In Lyon trifft sie Henry wieder, dessen Eltern von den Nazis umgebracht worden sind. Er gibt ihr einem Brief, in dem er ihren Schwiegervater verdächtigt, während des Krieges Gräueltaten gegen die Resistance begangen zu haben. Louise sieht darin jedoch einen Versuch, ihren Schwiegervater in Misskredit zu bringen, weil sie Henry nicht geheiratet hat, ignoriert ihn und bricht mit Henry.
Erst als Johann lungenkrank wird, kann er sich von seinem Vater lösen. Er übernimmt die Apotheke nicht, geht in die Forschung und zieht mit seiner Familie in eine andere Stadt mit saubererer Luft.
Die Liebe zweier Menschen verfeindeter Nationen und das Aufkeimen der deutsch-französischen Freundschaft sind Themen des Romans. Verbrechen der Nazis in Frankreich werden mehr am Rande erwähnt. Ausführlich werden die Schwierigkeiten einer Frau, die sich selbst zu verwirklichen will, ausgeführt und die Probleme, wenn man in einem fremden Land lebt, dessen Sprache man nicht beherrscht. Dabei werden Louises Gefühle nachempfindbar beschrieben.
Interessant ist der Erzählstil: Der Erzähler steht außen und bringt der Protagonistin ihre Geschichte in Erinnerung. Er spricht sie in der zweiten Person an und redet von den anderen in der dritten Person. Er wendet auch die direkte Rede an z. B.: Du sagtest: „Ich möchte in ein Lokal gehen.“ Nach kurzer Eingewöhnung liest es sich aber sehr gut. Dein lesenswertes Buch.