Gert Loschütz wurde 1946 in Genthin geboren. 1957 zog die Familie aus der DDR nach Dillenburg. Er ist freier Schriftsteller und lebt jetzt in Berlin. Sein Roman „Ein schönes Paar“ handelt von einer Liebe, die durch die Liebe zerbricht, aber nie endet.
Philipp, von Beruf Fotograf, findet bei der Auflösung des elterlichen Haushalts eine Stereokamera und Fotos, mit deren Hilfe er die Vergangenheit rekonstruiert. Die Familie lebt im fiktiven Plothow. Herta ist eine begnadete Schneiderin und Georg hat eine leitende Position in einem Stahlwerk der DDR. Beim Besuch eines Kriegskameraden, will dieser Georg für die Bundeswehr anwerben und fährt mit ihm nach Bonn zum Verteidigungsministerium. Zurück in Plothow erhält er ein Einladungsschreiben von der Bundeswehr, das ihn veranlasst, sofort die DDR zu verlassen. Er kommt nach Tautenburg. Herta folgt ihm mit Philipp, kauft aber vorher für ihr letztes Geld noch eine teure Kamera, die sie dann im Westen wieder verkaufen will. Georg hat eine gute Stellung in Tautenburg und sie könnten unbeschwert leben. Die Kamera erweist sich als unverkäuflich. Um Hertas Enttäuschung darüber zu lindern, nimmt er Geld aus dem Tresor, das er zwei Tage später wieder zurücklegen will. Doch sein Chef Greiner bemerkt den Diebstahl und gibt bei der Anzeige eine viel höhere Summe an. Georg wird verhaftet. Herta bittet Greiner, die Anzeige zurückzuziehen. Doch dieser will als Gegenleistung Sex mit ihr. Er hält sein Wort und Georg wird frei gelassen. Doch Herta verlässt die gemeinsame Wohnung, nimmt ein möbliertes Zimmer und bricht die Verbindung zu Georg ab. Nur mit Philipp trifft sie sich. Eines Tages ist sie ohne Vorankündigung verschwunden. Keiner weiß, wo sie ist. Philipp bekommt gelegentlich noch einen Brief von ihr. Nach dreißig Jahren ist sie plötzlich wieder da und nimmt nur zu Philipp Kontakt auf, kein Wort mit ihrem Mann. Geschieden werden sie nicht. Sie kommt in ein Pflegeheim und kann von ihrem Balkon aus Georgs Haus sehen. Er wiederum kann von einem Dachfenster aus das Zimmer seiner Frau sehen. Nach seinem Tod findet Philipp Brandmarken von Zigaretten am Boden vor diesem Fenster und erkennt daran, dass Georg stundenlang hier gesessen hat und die Verbindung seiner Eltern nie richtig abgebrochen ist, dass sie immer Blickkontakt hatten.
Auf der Spurensuche aus der Distanz beschreibt Löschütz das Paradoxe der elterlichen Beziehung: Es war Liebe, die ihre Liebe zerstörte, doch nur auf den ersten Blick. Auch die deutsche Teilung trug ihren Teil dazu bei. Aber war es nicht auch die Unfähigkeit zu einer tieferen Kommunikation miteinander und der, sich einander zu öffnen, an dem die Familie scheiterte? Sie ließen ihre Gefühle nur getrennt voneinander zu, denn Blickkontakt hatten sie bis zu ihrem Ende miteinander. Ein lesenswertes Buch, das für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.