Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren und lebt heute mit seiner Familie in Spanien und Guatemala. Zunächst arbeitete er als Werbetexter bis er sich entschloss, Schriftsteller zu werden. Mit seinem Roman „Elefant“ erregte er internationale Aufmerksamkeit. In seinem Roman „Melody“ geht es neben einer aussichtslosen Liebe um Schein und Wirklichkeit.
Tom sucht nach seinem abgeschlossenen Jurastudium eine Stelle. Er stößt auf eine ungewöhnliche Chiffreanzeige in der Zeitung und bewirbt sich. Bei seiner Vorstellung ist er überrascht. Der wohlhabende, schon gebrechliche Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz, ein einflussreicher Wirtschaftsmanager, bietet ihm an, gegen guten Lohn seinen Nachlass zu verwalten und seine Akten so zu selektieren, dass die Nachwelt ein gutes Bild von ihm in Erinnerung behält. Tom sei zwar überqualifiziert, aber er muss sich verpflichten, mindestens ein Jahr zu bleiben, denn so lange habe Stotz noch zu leben. Ebenso muss er sich verpflichten, im Haus von Stotz zu wohnen. Er willigt ein.
In der großen Villa fallen ihm als erstes die Gemälde einer schönen jungen Frau auf. In seinen Unterredungen mit Stotz erfährt er peu à peu, dass es sich um Melody, Stotz‘ große Liebe, handelt, die kurz vor der Hochzeit spurlos verschwunden ist. Stotz hat alles in die Wege geleitet, sie zu finden. Er ist durch die Welt geflogen, um sie zu suchen. Doch alles blieb erfolglos. Vermutungen wurden angestellt: Ihr türkischer Bruder habe sie entführt oder sogar wegen der Verletzung der Familienehre getötet, sie sei mit einem jungen Liebhaber durchgegangen oder aus Angst vor ihrem Bruder geflohen, ohne Spuren zu hinterlassen.
Tom lernt Laura, die Großnichte von Stotz kennen, von der er auch Informationen über Stotz‘ Leben erhofft. Nach dessen Tod suchen die beiden nach Melody und machen eine erstaunliche Entdeckung.
Dr. Stotz ist ein Genussmensch. Er legt großen Wert auf gutes Essen und edle Getränke. Seine Köchin Mariella verwöhnt ihn und Tom mit liebevoll zubereiteten Menus, die haargenau beschrieben werden. Ein Hochgenuss für Gourmetliebhaber, fast zum Nachkochen, denn das Kochbuch wird auch angegeben.
Suter beschreibt Dr. Peter Stotz als einen Menschen, der zu Lebzeiten und nach seinem Tod der Welt ein positives Bild von sich abgeben will. Tom soll die Unterlagen sortieren: was passt, wird verwendet, was nicht passt, kommt in den Reißwolf. Selbst schwerwiegende Verfehlungen landen im Reißwolf.
Das Buch liest sich leicht, der Personenkreis ist übersichtlich und Suter versteht es, die Spannung zu halten. Die endgültige Auflösung, die erst in den letzten zwei Sätzen des Romans erfolgt, muss der Leser sich selbst „erarbeiten“, sie wird ihm nicht direkt gegeben. Ein lesenswertes Buch, das auch als Hörbuch erhältlich ist.