20230328 151629Die Seniorenvertretung Haren (Ems) besuchte im Rahmen ihres Programms Betriebsbesichtigungen am 28.03.2023 Nordland Papier in Dörpen. 36 Teilnehmer machten sich mit dem Bus auf den Weg nach Dörpen, wo wir im Besucherzentrum von August Kock empfangen wurden. Er begrüßte uns im Namen der Firmenleitung und berichtete uns über die Entstehung und Entwicklung des Standorts Dörpen.

Geschichte und Entwicklung von Nordland

In den Sechzigern suchten die finnischen Firmen Kaukas und Kymmene einen Standort für eine Papierfabrik innerhalb der EWG. Der Grund war: Auf Papier wurden Einfuhrzölle erhoben, für den Rohstoff Zellstoff aber nicht. Also musste das Papier innerhalb der EWG hergestellt werden. Für Dörpen sprachen u. a. die Lage am Küstenkanal und einer Bahnlinie, vorhandenes Gelände und Arbeitskräfte.

Nach ca. zweijähriger Bauzeit wurde 1969 die erste Papiermaschine in Betrieb genommen. Zu der Zeit waren 330 Mitarbeiter beschäftigt. 1972 wurde die zweite und 1977 die dritte Papiermaschine in Betrieb genommen. In den Achtzigern wurde für die Verfeinerung des Papiers investiert. 1981 wurde die erste Streichmaschine gebaut. Das Papier wurde mit Stärke (1,4 g pro Quadratmeter und Seite) bestrichen und konnte als hochwertiges Papier z. B. für Bilder, Prospekte und Fotodrucke verwendet werden. 1991 wurde die vierte Papiermaschine gebaut, die 1996 die zweite Streichmaschine erhielt. Zu der Zeit hatte die Firma ca. 1800 Mitarbeiter.

1996 erfolgte die Gründung der UPM (United Paper Mills). Der Greif, das Firmenlogo der Firma Kymmene, wurde von UPM übernommen. Der Greif ist ein mystisches Wesen halb Adler, halb Löwe. Nach der Sage bewacht der das Gold der Könige und im hohen Norden das grüne Gold der Wälder. Somit ist er für UPM ein Zeichen für umweltbewusstes Produzieren.

 

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20230328 UPM Logo

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2006 wurde die dritte Papiermaschine von 1977 erneuert und 2019 die zweite. Mit der letzteren wurde ein neues Spezialpapier für die Lebensmittelindustrie – ein „Barrierepapier“ gegen Fett und Gerüche – hergestellt, das noch mit Kunststofffolien u. a. überzogen werden kann. Auch für Etiketten ist dieses Papier geeignet.

2020 wurde ein neues 80-MW-Gaskraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung gebaut (Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, KWK) und 2022 in Betrieb genommen. Damit ist Nordland energetisch so gut wie autark. Durch intelligente Ausnutzung der Wärme wird ein Wirkungsgrad von über 90% erreicht.

Zellstoff gibt es in zwei Formen:

Ø  Langfasrig: stabiler, aus Nadelhölzern

Ø  Kurzfasriger: aus Laubgehölzen. Nordland verwendet Eukalyptusholz aus Südamerika.

Betriebsbesichtigung

Wir werden mit Schutzbrillen, Westen und Gehörschutz ausgerüstet und beginnen den Rundgang in kleinen Gruppen.

Zu Beginn passieren wir das Klärwerk. Durch Kreide weiß gefärbtes Wasser ist im Zulauf zu sehen. Die Kreide – aus Finnland importiert – wird dem verflüssigten Zellstoff zugesetzt. Das abfließende Wasser ist klar und sauber und kann seit dem Einbau einer Filtrationsanlage zum Teil wieder der Produktion zufließen. Das Wasser wird aus eigenen Brunnen im Hümmling gewonnen.

Wir passieren das oben erwähnte neue Gaskraftwerk und gehen entlang der Lagerhallen für den Zellstoff. Diese liegen direkt am Küstenkanal, so dass der Zellstoff vom Schiff in die Halle verladen werden kann. Mit dem hier lagernden Zellstoff kann das Werk ca. vier Wochen produzieren. Wir kommen vorbei an hohen siloförmigen Tanks mit einem Inhalt von sechshunderttausend bis eine Million Litern, in denen verflüssigter Zellstoff gelagert wird.

Danach betreten wir eine Halle mit einer Papiermaschine. Zunächst wird die flüssige Zellstoffmasse mit hohem Druck zwischen zwei rotierende Siebe gespritzt, wo ihr Wasser entzogen wird. Sie wird in den Gapformer geleitet. Hier wird durch weiteres Pressen Wasser entzogen und es entsteht eine Papierbahn. In der folgenden Schuhpresse läuft das Papier zwischen einer Metall- und einer Gummiwalze, um weiteres Wasser zu enfernen. Danach geht es in die Trocknung mit steigender bis zu 120° hoher Temperatur. Im Kalander wird eine gleichmäßige Dicke des Papiers erzeugt. Nach der Streichpresse, wo Stärke oder andere Stoffe aufgetragen werden, erfolgt nochmals eine Trocknung, bevor es auf die riesigen Rollen, die Tamboure, aufgerollt wird. Wenn eine Rolle fertig ist, wird ein Streifen abgetrennt und vor die Leuchtwand gehängt, um Fehler zu erkennen. Innerhalb von einer Stunde ist die zehn Meter breite Rolle mit ca. 80 km Papier voll und wiegt ca. 130 Tonnen.

Die fertige Rolle kommt in den Rollenschneider und die zugeschnittenen Rollen werden dann zum Querschneider transportiert. Hier werden sie z. B. in DIN A 4 Format geschnitten, gestapelt und in Pakete mit 500 Blatt verpackt. Diese wiederum werden in Kartons verpackt und dann auf Paletten gestapelt. Dann geht es ins Lager und in den Versand.

 

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Die Führung endet um 17.30 Uhr, so dass wir pünktlich um 18 Uhr wieder in Haren sind. Während der Fahrt wird noch über das Gesehene diskutiert. Alle sind begeistert von der guten Einführung in die Materie, der Qualität der Führung und der Automatisierung der Produktionsabläufe. Beeindruckend, wie die Gabelstapler herrenlos durch die Halle fahren und millimetergenau ihr Ziel erreichen. Ein Dank an Nordland und die Betriebsführer.

Website  UPM Nordland Papier

UPM Firmenstammbaum

Video über Papierherstellung (von einer anderen Firma)

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