In einem alten Westfälischen Hausbuch fand ich einen Reisebericht von Friedrich Kampmann (1828 - 1902), den er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfasst hat. In der Sprache seiner Zeit beschreibt er:
Die Menschen an der Ems
"Langsam und bedächtig, wie die Ems in ihrem Laufe, ist auch der Charakter des Volkes, das die Ufer dieses Flusses in der Nähe und Ferne umwohnt. Da geht jeder still und beharrlich seinen Geschäften nach, ohne sich viel um das Getriebe der Welt und der Parteien Gezänk zu kümmern. Nirgendwo findet man hastiges Überstürzen, ein Rennen und Jagen nach Glück und irdischem Besitz.; jegliches Tun und Handeln wird mit Besonnenheit ausgeführt, dann aber auch, wenn es als gut und zweckdienlich erkannt ist, mit äußerster Zähigkeit verfolgt und festgehalten. (...) Die Leute sind durchweg entgegenkommend, dienstgefällig, von frommer Gemütsart und tiefgläubigen Sinnes. (...) Im Großen und Ganzen aber weiß selbst der einfachste Mann aus dem Volke, was ihm frommt, und er geht streng den Weg der einmal erkannten Wahrheit und des nach seiner Meinung unantastbaren Rechtes.
Aber wie die Ems zur Zeit des Winters zerfließt (...) und die Wolken ihren Segen in überreichem Maße ausschütten, (und die Ems) ganz wild und ungebärdig wird und Wiesen und Weiden, Äcker und Fluren in den Bereich ihrer Herrschaft zieht und mit hoch wogenden Fluten bedeckt, so ändert sich auch, gegebenen Falles, der Charakter des Volkes bis zur Starrköpfigkeit (...). Besonders ist dies der Fall, wenn die Meinungen aufeinander platzen bezüglich des Mein und Dein und der persönlichen Ehre, oder bei Liebeshändeln, in Gemeinde- oder Familienangelegenheiten. Und wie in strengen Wintern, wenn die Ems sich mit Eis bedeckt, es manchmal, namentlich zur Nachtzeit, knallt und dröhnt in ihrem Bette, als wenn böse Geister dort ihr Unwesen trieben und die von der Natur gebauten Brücken sprengen wollten, so rumort es auch mitunter in den Köpfen der Emsbewohner, wenn ihnen vermeintlich ein Unrecht geschehen ist. Wehe denen, die ihre Rache dann fühlen müssen!(...)
Doch gehören derartige Vorkommnisse nicht zur Regel, sie bilden vielmehr die Ausnahmen, die glücklicherweise selten sind.(...)"
Die Menschen an der Ems - dem Bericht Kampmanns möchte ich noch zwei Wesenszüge der an der Ems lebenden Menschen hinzufügen: Beständigkeit und Verbundenheit.
Menschen, die am Wasser geboren wurden, wollen immer wieder dorthin zurück, weil sie die Lebensnotwendigkeit des Wassers kennen. Nicht umsonst hat man in geschichtlichen Zeiten zuerst an den Niederungen am Wasser gesiedelt. Hier hatte man zum Leben notwendiges Wasser, Handels- und Fluchtwege, jagdbares Wild, das zur Tränke kam, und die Möglichkeit, in fremde Länder zu reisen.
Wurde und wird diese Möglichkeit in Haren nicht auch heute noch besonders gern genutzt?