20181008AlterUndVerkehrImmer wieder sehen sich Seniorinnen und Senioren mit der Meinung konfrontiert, dass sie als Autofahrer eine besondere Gefährdung darstellen. Spätestens dann wird der Ruf nach einer verpflichtenden Fahreignungsprüfung für ältere Verkehrsteilnehmer laut.

 

Ist diese Forderung eigentlich berechtigt?

Natürlich ist das Thema emotional belastet, bedeutet doch das eigene Auto gerade für nicht mehr so mobile Senioren ein wichtiges Stück Lebensqualität.

Im Folgenden habe ich versucht Informationen zusammenzutragen, die zur Versachlichung der Diskussion beitragen können und bin bei Wikipedia unter dem Stichwort „Fahreignung von Senioren“ fündig geworden.

In Deutschland haben etwa 10 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren einen Pkw-Führerschein – Tendenz steigend. Während in Deutschland, Frankreich, Österreich und noch einigen anderen europäischen Ländern spezielle Sehtests oder Fahreignungsprüfungen für Senioren nicht verpflichtend sind, ist das zum Beispiel in den Niederlanden, England, Italien und der Schweiz anders: Dort sind ab einem bestimmten Alter Extraprüfungen vorgeschrieben, die im Extrem vermutlich zum Entzug des Führerscheins führen können.

Inwiefern Senioren im Verkehr eine besondere Gefährdungsgruppe darstellen, ist ausführlich untersucht worden. Ich beziehe mich hier auf eine Testreihe, die die UDV (Unfallforschung der Versicherer) durchgeführt hat und fasse zusammen:

  • Die individuelle Leistungsfähigkeit nimmt mit dem Alter ab, besonders deutlich ab dem 75. Lebensjahr. Das betrifft sowohl die Sehfähigkeit als auch die geistigen Funktionen wie z. B. die Reaktionsschnelligkeit.
  • Ganz konkret führten Pkw-Fahrer höheren Alters seltener den Schulterblick aus und machten mehr Fehler bei komplexen Verkehrssituationen wie z.B. dem plötzlichen Queren eines Fußgängers, der durch ein parkendes Auto verdeckt war.
  • Es wurde aber auch deutlich, dass ältere Pkw-Fahrer ihre nachlassende Leistungsfähigkeit durch langjährige Erfahrung und vorsichtigere Fahrweise kompensieren.

Die UDV stellt abschließend fest:

„Die Fahreignung älterer Pkw-Fahrer lässt sich weder über das Lebensalter noch über die individuelle Leistungsfähigkeit hinreichend gut erklären. Die Ergebnisse der UDV-Studien unterstützen keine verpflichtende Fahreignungsprüfung für ältere Pkw-Fahrer.“

Ist somit das Thema vom Tisch?

Sowohl die Deutsche Verkehrswacht, der ADAC, der Bundesminister für Verkehr als auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat plädieren nicht für verpflichtende Fahreignungsprüfungen älterer Verkehrsteilnehmer.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen empfiehlt jedoch präventive Maßnahmen unter anderem durch Hausärzte, „die ihre Patienten frühzeitig über mögliche krankheitsbedingte Leistungsbeeinträchtigungen informieren sollen.“

Und selbstverständlich ist es immer möglich, dass ältere Verkehrsteilnehmer von sich aus an einem Fahrsicherheitstraining oder an einem Fahr-Fitness-Check teilnehmen. Informationen dazu bekommt man über den ADAC. Und nicht zuletzt kann man natürlich zur Sicherheit einige Extra-Fahrstunden nehmen am besten bei einem Fahrlehrer, der sich gut in ältere Verkehrsteilnehmer hineinversetzen kann.

Einen besonderen Vorstoß hat eine deutsche Kleinstadt unternommen: Senioren, die ihren Führerschein freiwillig zurückgeben, erhalten eine Gratis-Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Doch ist das eine Option bei uns im ländlichen Raum?