20180105Museumsbesuch Kopie     Besuch der Kunstausstellung: „Silberglanz. Von der Kunst des Alters“

                                 im Landesmuseum Hannover

 

Soll Kunst schön sein? Das ist nicht unbedingt der Schwerpunkt der Ausstellung „Silberglanz. Von der Kunst des Alters“.

„Das muss ich nicht haben!“, war die erste Reaktion eines 70-jährigen Bekannten, als ich ihm erzählte, ich wolle mir die Ausstellung ansehen.

Wen betreffen also diese Bilder und wer will sich mit dem Alter überhaupt beschäftigen?

 

Joachim Fuchsberger hat kurz vor seinem Tod ein Buch mit dem Titel „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ herausgegeben - und vermutlich hat er damit Recht: Es gehört Mut dazu, sich mit dem Alter auseinander zu setzen und es gehört auch Mut dazu, sich auf diese Ausstellung einzulassen.

Gleich zu Beginn trifft der Besucher auf zwei gegensätzliche Meinungen:

Platon (4. Jhd. v. Chr.) meint, der wahre Philosoph könne nur ein Greis sein.

Sokrates (sein Schüler) widerspricht ihm, das beste Alter sei die Lebensmitte – damals 30-35 Jahre - im Alter werde man redselig und überängstlich.         

Wer hat wohl recht?

Ein Rundgang durch die Ausstellung (rechts herum) nimmt sich dieses Themas an und führt u.a. zu zwei Bildnissen von Bismarck, in denen sich der Staatsmann würdevoll und großväterlich präsentiert, als wolle er sagen: Hab Vertrauen, ich weiß, was gut für dich ist! -  eine nicht untypische Darstellung der Herrschenden des 19. Jahrhunderts. Mir kommt das etwas überheblich vor.

Ein Jahrhundert früher ließen sich Hennig Heinrich Schloo (erfolgreicher Fabrikant) und Ehefrau im Alter porträtieren – hier hat sich der Maler wohl den Wünschen seines Auftraggebers unterworfen: die Beiden wirken etwas zu jugendlich geschönt und nicht authentisch.

Gut gefällt mir dagegen das Bildnis des Dichters Heinrich August Hoffmann von Fallersleben. Der Maler Ernst Henseler hat den durchaus alt und gebrechlich wirkenden Mann mit lebendig blickenden Augen gemalt. Das Bild entstand interessanterweise erst 24 Jahre nach dessen Tod.

Dann etwas Schockierendes: ´Dead Dad`. Ron Mueck modellierte seinen toten Vater äußerst realistisch in Verkleinerung und nackt. Mir persönlich ist das zu intim.

Im nächsten Raum ist das zeitgenössische zwei mal drei Meter große Porträt einer alten Frau von Wolfgang Tiemann allein durch seine Größe ausdrucksstark.

Und weiter geht es zu einer Serie großformatiger religiöser Bilder, in denen die männlichen Heiligen oft schon älter sind. Und da fällt mir ein: in vielen Krippendarstellungen ist Josef auch nicht unbedingt der Jüngste! Der reife Mann nimmt sich eine junge Frau, ein Weltbild, das nicht mehr ganz in die heutige Zeit passt.

Zum Schluss wird der Besucher mit Werbeclips konfrontiert, die sich – oft humorvoll –  der Probleme älterer Konsumenten annehmen. Schön, dass es auch noch was zu lachen gibt!

Die meines Erachtens gelungene Ausstellung ist noch bis zum 18. Februar zu sehen.

Landesmuseum Hannover

Bericht in der Tagespost